SARAH DWYER

OFF KILTER


2 March 2023 - 13 April 2023


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EXHIBITED WORKS:

artist talk:

PRESS RELEASE (DEUTSCHE VERSION WEITER UNTEN VERFÜGBAR)
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We are proud to present Off Kilter, Sarah Dwyer’s first solo exhibition in Continental Europe.

Her work moves fluidly, effortlessly and inimitably between various language of abstraction and figuration, creating an interstitial space between the two, at once definite and uncertain. So much happens simultaneously when you look - rare colours, fields or surfaces fluidly dance amoeba-like into each other and inevitably take shape at second glance. A mixture of visceral markings, elemental shapes and gestural strokes, resting on multidimensional swathes of colour, coalesce into personalities, or amorphous, distorted limbs, heads or genitalia.

Dwyer reveals layers of pattern which vibrate with energy, in a sense creating a drama both for herself and the viewer. “There is a refusal to come down either side of the abstraction- figuration fence because I enjoy the confused middle-ground where there is potential for suggestion, deception and cheekiness.”, she says.

In contrast to the relativity of disparate, almost purely abstract elements in her earlier work, attention has recently been drawn to the curious appearance of the body and bodily appendages in various states and attitudes, appearing and disappearing on the surface. The transformation speaks to the weight of life experience that accumulates with time and as an ode to the body as a complex locus of emotion. Across her works, the figure becomes an expressive device, moving and contorting like a boxer, dancing and jabbing in front of the canvas.

Developing from life drawings, she reworks the figures on the canvas, over and over, editing them down, pushing and pulling the forms into shape. For that she is using her own abstract lexicon of mark making developed over a fifteen year period, with a nod and a wink to the history of abstract figuration. She has started to take the discourse she has developed in painting into experimental sculpture - using it in dialogue with the paintings and drawings, as in our show. Between figuration and abstraction, the relationship to the nature of the gestural sign, the line, continues.

Dwyer has a physical approach to painting in the studio; digging and dragging forms and colours across the surface. In a way her works are almost a visual translation of her quasi-performative approach to treating the canvas. Her energy and aura when being with bystanders or helpers in the studio matches the compositional character of the paintings. There is a playful, wild and unexpected energy running through Sarah and the room when you are in the studio with her. She is always on the move, trying things out, speaking quickly and off the cuff, directly. She manifests the dancer, or boxer, a kind of whirlwind. She likes to question the existing and explore the possible.

It is no coincidence then that she always works on pieces simultaneously and in series. Surrounded by large and smaller canvases, they are like sheets of music spread out for a large, coherent symphony, which are tinkered with and all completed at the same time, just before the "deadline". “Intuitively”, she says, “I am drawn towards the off-kilter, out of tune, tilted, crumpled and bent.”

Bringing life drawing into her practice has allowed Dwyer, as she says, to recognise the vulnerability of her own body (and all our bodies) and what it means to be her, in an ever changing female body that has at times had to go to war with itself. “I want to embrace the seams, creases and the cracks of flesh, the weight and the lines that traverse the skin. This exploration of my own relationship with the body and by confronting the experiences of which the body keeps score, means that I am able to scrutinise the distinctly female burden to ‘carry it with you on both your hips and your shoulders’.” In this way, her expanded drawing practice becomes a tripartite act of survival, celebration, and achievement. 

(Text by Fabian Lang)

PRESSEMITTEILUNG
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Wir freuen uns, Off Kilter, die erste Einzelausstellung von Sarah Dwyer in Kontinentaleuropa, zu präsentieren.

Ihr Werk bewegt sich fliessend, mühelos und auf unnachahmliche Weise zwischen verschiedenen Sprachen der Abstraktion und der Figuration und schafft einen Zwischenraum, der zugleich eindeutig und ungewiss ist. So viel passiert gleichzeitig beim betrachten. Fluide tanzen seltene Farben, Felder oder Flächen amöbenhaft ineinander und nehmen auf den zweiten Blick unweigerlich Gestallt an. Eine Mischung aus viszeralen Markierungen, elementaren Formen und gestischen Strichen, die auf mehrdimensionalen Farbschwaden liegen, fügen sich zu Persönlichkeiten zusammen, oder auch zu amorphen, verzerrten Gliedmassen, Köpfen oder Genitalien.

Dwyer legt Schichten von Mustern frei, die vor Energie vibrieren und in gewisser Weise sowohl für sie selbst als auch für den Betrachter ein Drama darstellen. "Ich weigere mich, eine der beiden Seiten des Zauns zwischen Abstraktion und Figuration zu betreten, weil ich den verworrenen Zwischenbereich mag, in dem es Potenzial für Suggestion, Täuschung und Frechheit gibt", sagt sie.

Im Gegensatz zu der Relativität von disparaten, fast rein abstrakten Elementen in ihren früheren Arbeiten wird die Aufmerksamkeit in letzter Zeit auf eine merkwürdige Erscheinung des Körpers und der körperlichen Anhängsel in verschiedenen Zuständen und Haltungen gelenkt, die auf der Oberfläche erscheinen und verschwinden. Die Verwandlung spricht das Gewicht der Lebenserfahrung an, die sich mit der Zeit angesammelt hat, und ist eine Ode an den Körper als komplexen Ort der Emotion. In ihren Werken wird die Figur selbst zu einem Ausdrucksmittel, sie bewegt und verrenkt sich wie ein Boxer, tanzt und stößt vor der Leinwand.

Ausgehend von Aktzeichnungen, überarbeitet sie die Figuren auf der Leinwand immer und immer wieder, indem sie sie reduziert und die Formen drückt und verzieht bis sie passen. Dabei verwendet sie ihr eigenes abstraktes Zeichenlexikon, das sie über einen Zeitraum von 15 Jahren entwickelt hat, wobei sie mit einem Augenzwinkern auf die Geschichte der abstrakten Figuration verweist. In jüngster Zeit begann sie damit, den Diskurs, den sie in der Malerei entwickelt hat, in die experimentelle Bildhauerei zu übertragen - im Dialog mit den Gemälden und Zeichnungen, wie in unser Ausstellung. Zwischen Figuration und Abstraktion setzt sich die Beziehung zur Natur des gestischen Zeichens, der Linie, fort.

Dwyer geht beim Malen im Atelier selbst körperlich vor; sie gräbt und schleppt Formen und Farben über die Oberfläche. In gewisser Weise sind ihre Werke fast eine visuelle Übersetzung ihres quasi performativen Ansatzes im Umgang mit der Leinwand. Ihre Energie und Ausstrahlung, wenn sie mit Umstehenden oder Helfern im Atelier zusammen ist, entspricht dem kompositorischen Charakter der Gemälde. Es geht eine spielerische, wilde und unerwartete Energie durch Sarah und den Raum, wenn man mit ihr im Atelier ist. Sie ist ständig in Bewegung, probiert etwas aus, spricht schnell und aus dem Stegreif, direkt. Sie verkörpert die Tänzerin, oder Boxerin, eine Art Wirbelwind. Sie mag es das Bestehende in Frage zu stellen und das Mögliche zu erforschen.

Es ist dann auch nicht von ungefähr, dass sie an Werken immer gleichzeitig und in Serien arbeitet. Von den grossen und kleineren Leinwänden umzingelt, sind sie wie Notenblätter, ausgebreitet für eine grosse, zusammenhängende Sinfonie, an denen getüftelt wird und alle erst kurz vor “Abgabetermin” gleichzeitig fertiggestellt werden. "Intuitiv", sagt sie, "fühle ich mich zu dem hingezogen, was aus der Reihe tanzt (auf English: off-kilter), was verstimmt, was schief, zerknittert und verbogen ist.”

Die Einbindung des Aktzeichnens in ihre Praxis ermöglicht es Dwyer, wie sie sagt, die Verletzlichkeit ihres eigenen Körpers (und all unserer Körper) zu erkennen und zu verstehen; was es bedeutet, sich selbst zu sein, in einem sich ständig verändernden weiblichen Körper, der zuweilen mit sich selbst in den Krieg ziehen muss. “Ich möchte die Narben, Falten und Risse des Fleisches, das Gewicht und die Linien, die die Haut durchziehen, mit Wohlwollen betrachten. Diese Erkundung meiner eigenen Beziehung zum Körper und durch die Auseinandersetzung mit den Erfahrungen, über die der Körper berichtet, bin ich in der Lage, die typisch weibliche Last, die man "auf den Hüften und auf den Schultern trägt", zu hinterfragen.” Auf diese Weise wird ihre erweiterte Zeichenpraxis zu einem dreifachen Akt des Überlebens, des Zelebrierens und des Meisterns.

(Text von Fabian Lang)